Manteuffel, Hans Carl Erdmann Freiherr von
geb. 06. März 1773 in Sorau/Niederlausitz, gest. 31. März 1844 in Magdeburg,
Jurist, preußischer Wirklicher Geheimer Rat, Oberlandesgerichtspräsident
Die Familie M. ist ein altes, weitverzweigtes Adelsgeschlecht. M.s Vater, der kursächsische Major Christoph Friedrich von Mihlendorff Freiherr von M. (1727-1803), war 1742 auf Veranlassung seines Vormundes resp. Adoptivvaters, des kursächsischen Kabinettsministers Ernst Christoph von M. (1676-1749), in den Freiherrnstand erhoben worden und trug seither den Namenszusatz „von Manteuffel“. Er wurde Begründer des freiherrlichen Zweiges der Manteuffels in der Niederlausitz. Die Nachfahren führten „Mihlendorff“ nicht mehr im Namen.
M. wuchs auf dem elterlichen Gut in der Niederlausitz auf und erhielt dort seine Schulbildung. Ab 1792 studierte er Jura in Leipzig und Wittenberg. An der Universität Wittenberg fand der schöngeistig veranlagte Student Zugang zum Poetenkreis um Novalis (1772-1801). 1795 war er Auditor beim kurfürstlichen Hofgericht in Wittenberg, 1796 Assessor bei der Landesregierung zu Dresden. 1797 erhielt er eine Stelle als Landsyndikus im Markgrafentum Niederlausitz, die er bis 1808 wahrnahm. Während dieser Zeit, am 28. Oktober 1806, schloss er in Lübbenau die Ehe mit Isabella Johanna Wilhelmine Gräfin zu Lynar verwitwete Gräfin von Wartensleben (1781-1849). 1808 wurde M. vortragender Rat im sächsischen Staatsministerium in Dresden, 1812 Präsident der Oberamtsregierung in Lübben. Diese Stelle hatte bis dahin einer seiner Brüder, Otto Gottlob (1777-1812), inne. Nach dessen Tod nahm er zwei der Neffen in seine Familie auf. Nach dem Anschluss der Niederlausitz an Preußen (1815) trat M. in den preußischen Staatsdienst über. Er wurde 1816 zum 2. Präsidenten des Oberlandesgerichts zu Frankfurt/ Oder ernannt, 1819 als Chef-Präsident an das Oberlandesgericht in Ratibor versetzt und 1822 als solcher an das Oberlandesgericht in Magdeburg berufen. Bis zu seinem Tod lebte er nun in Magdeburg. Er machte es sich zur Aufgabe, die Provinzialgesetzgebung in Preußen zu befördern, sah sich als Vermittler zwischen königlicher Regierung und den Städten. Er beteiligte sich an der Ausarbeitung einer modernen Provinzialgesetzgebung, mit der u. a. die Rahmenbedingungen für die kommunale Selbstverwaltung und für die wirtschaftliche Entwicklung juristisch festgeschrieben werden sollten. Der erste Entwurf entstand 1826. Über ein Jahrzehnt später erschien das Magdeburger Provinzialgesetzbuch in gedruckter Form.
Während seiner Magdeburger Zeit hatte M. auch die Funktion als Präsident des Pupillenkollegiums inne, einer Behörde, die die Aufsicht über Vormundschaftssachen besaß.
Das 25-jährige Präsidenten-Dienstjubiläum M.s im Jahre 1837 nahm die Stadt Magdeburg zum Anlass, ihm das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Er war zudem Träger des Roten Adlerordens II. Klasse mit Stern und Eichenlaub (1840) sowie des Johanniterordens. Im Januar 1844 ernannte ihn König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat „Exzellenz“.
Seit 1822 gehörte M. der Loge „Ferdinand zur Glückseligkeit“ an, wirkte von 1839 bis 1844 als Meister vom Stuhl. Zudem betätigte er sich noch immer dichterisch, engagierte sich im Kreise literarisch Interessierter und trug somit zum kulturellen Leben in der Elbestadt bei. 1841 erkrankte er schwer.
Neuer Nekrolog der Deutschen, 22. Jg./ 1844, Teil 1, Weimar 1846; Heinrich, Guido/Schandera, Gunter (Hg.): Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert, Magdeburg 2002; Magdeburgische Zeitung v. 02.04.1844 und v. 09.04.1844; Weiss, Hermann F.: Unbeachtete Zeugnisse zu Novalis` Wittenberger Studienzeit (Mit einem Anhang: Novalis und Johanna von Manteuffel), in: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch, Neue Folge, Bd. 38, Berlin 1997; Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, 2. Jg., Berlin, d. 23.10. 1840; Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg, Nr. 20 v. 29.06.1822; http://www.deutsche-biographie.de/sfz51608601.pdf; http://rambow.de/freiherr-otto-theodor-von-manteuffel.html; http://www.angelfire.com/realm/gotha/gotha/lynar.html.
Maren Ballerstedt