Hans Grade
Hans Grade wurde am 17.5.1879 in Köslin/Pommern als jüngstes von vier Geschwistern geboren. Köslin, etwa 10km von der Ostseeküste entfernt, war damals Garnisons- und Beamtenstadt. Grades Vater lehrte am dortigen königlichen Lehrerbildungsseminar.
In der Familie gab es keinerlei technische Ambitionen und das weitere Umfeld war auch überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Unabhängig davon entwickelte sich aber bei Hans Grade schon früh das Interesse für Technik. Mit etwa 15 Jahren baute er sein erstes Flugmodell, das er vom Dach des väterlichen Hauses starten ließ. Während seiner Zeit auf dem Gymnasium beschäftigte er sich mit verschiedenen technischen. Basteleien. Mit großem Interesse verfolgte er in den Zeitungen die Flugversuche von Otto Lilienthal
Im Oktober 1899 tritt Grade eine Praktikantenstelle in einer Maschinenbaufabrik in Grevenbroich an. Hier beginnen seine ersten Versuche einen 2-Takt-Verbrennungsmotor zu konstruieren und zu bauen.
Ab 1900 studiert Grade an der Technischen Hochschule in Charlottenburg. Hier hatte auch schon Otto Lilienthal studiert. Während des Studiums arbeitet er in der Freizeit an seinem Zwei-Takt-Motorenprojekt weiter und meldet seine ersten Patente an.
Nach dem Studium kehrt Grade für kurze Zeit in seine Heimatstadt Köslin zurück, wo ihm sein Förderer, mit 25 Jahren, die Leitung einer kleinen Motorenwerkstatt überträgt. Aber bald stößt die Werkstatt an ihre Kapazitätsgrenzen. Schon im September 1905 werden die Grade-Motorenwerke - GmbH in Magdeburg gegründet. Grade bringt seine zahlreichen Patente in die Gesellschaft mit ein. Es werden hauptsächlich stationäre 2-Takt-Motoren nach Grades Patenten gebaut, aber auch seine kleinen Motorradmotoren werden weiterentwickelt.
Sie sind bei Motorradrennen, an denen Hans Grade auch selbst teilnimmt, den üblichen Vier-Takt-Motoren weit überlegen. Im Zusammenhang mit den Motorradrennen lernt er auch seine spätere Frau Käthe Grothum, die Tochter des Rennbahnbesitzers, kennen.
Nach den Erfolgen mit kleinen Motorradmotoren wagt er sich an den Bau eines leichten Mehrzylinder-Zwei-Takt-Motors, die Voraussetzung für die Verwirklichung seiner Flugzeugpläne.
Am 2.November 1908 gelingt ihm mit seinem Dreidecker ein erster „Sprung“ von ca. 50m auf dem Cracauer Anger in Magdeburg. Der Tag endet aber mit einer Bruchlandung da eine Frau in die Flugbahn lief, die ersten Flüge fanden nur 1-2 Meter über der Erde statt.
Nach Reparatur und einigen Veränderungen am Flugapparat, schafft Grade am 21.12.1908 Flüge von 100-400 Metern und bleibt bis zu 40 Sekunden in der Luft.
Doch er ist mit den Leistungen des Dreideckers nicht zufrieden. In nur zweieinhalb Monaten baut er seinen leichten Eindecker mit einem 4-Zylinder-2-Takt-Motor. Der Cracauer Anger ist aber jetzt für größere Flüge zu klein.
Ein geeignetes Gelände wird in der Nähe von Berlin, in Bork, heute Borkheide, gefunden. Im August 1909 siedelt Hans Grade mit seiner Werkstatt nach Bork über, um sich auf den „Lanz-Preis der Lüfte“ vorzubereiten.
Der Unternehmer Dr. Karl Lanz hatte im April 1908 einen Preis von 40.000 Goldmark ausgesetzt. Bedingung war: Ein Fluggerät, schwerer als Luft, muss zwei 1000 Meter voneinander entfernte Marken, in einer liegenden Acht umfliegen und zum Startplatz zurückkehren. Das Fluggerät muss von einem Deutschen konstruiert und auch geflogen werden. Alle Teile müssen in Deutschland gefertigt sein.
Am 30.Oktober 1909 erfüllt Grade die Bedingungen des „Lanz - Preis“ auf dem Flugfeld Berlin – Johannisthal - Adlershof und kann aus den Händen des Stifters Dr. Karl Lanz den Scheck über 40.000 Mark entgegennehmen.
Damit war das Zeitalter des deutschen Motorfluges eingeleitet.
Mit dem Geld baute Hans Grade in Borkheide eine kleine Flugzeugfabrik und eine Flugschule auf.
Im Februar 1910 vergab der Deutsche Luftschifferverband die ersten Pilotenzeugnisse. August Euler erhielt, nach Ablegung einer Prüfung den Schein mit der Nummer 1. Noch am gleichen Tag, wurde Hans Grade der Schein mit der Nummer 2 ausgehändigt , ohne Prüfung, der Flug für den „Lanz Preis“ genügte als Nachweis seiner Fähigkeiten.
In den folgenden Jahren nimmt Hans Grade mit seinem Eindecker an unzähligen Flugveranstaltungen im In- und Ausland teil, die ihn sogar bis Ägypten führten.
Aber der Flugzeugbau war nicht von langer Dauer.1912 hatte die Mitarbeiterzahl mit 47 ihren Höhepunkt erreicht. Bis Ende 1913 waren insgesamt etwa 70 Flugzeuge gebaut und ins In-
und Ausland verkauft. Da Grade aber an seiner bewährten Konstruktion, bis auf kleine Veränderungen, eisern festhielt, kamen keine Militäraufträge zustande, die Geld gebracht hätten. So sank die Mitarbeiterzahl bis Kriegsbeginn 1914 auf 15.
Von 1914 an beschäftigte er sich vor allem mit Reparaturen von Kriegsflugzeugen und entwickelte einen Traktor. Später entwickelte er den ersten deutschen Kleinwagen und begann 1922 mit dessen Produktion. Der Bau von Flugzeugen war Deutschland nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages untersagt. Es wurden bis 1927 bis zu 2000 Autos produziert. In Grades Automobilwerk wurden bis zu 800 Arbeiter beschäftigt.
Anfang der 30iger Jahre, die Flugbegeisterung wird staatlich gefördert, ist Grade wieder ein gefragter Mann. Er nimmt auf seiner alten „Libelle“ die Schauflugtätigkeit wieder auf. 1937 wird in Borkheide ein Film über den „Lanz - Preis der Lüfte“ gedreht, in dem Hans Grade sich selbst spielt.1938 wurde er in Magdeburg, wo er seine Fliegerlaufbahn begann, mit dem „Hans Grade Erinnerungsflug“ geehrt. Im Sommer 1939 fliegt Grade ein letztes Mal auf einem Flugtag in Tempelhof. Dann bricht der 2.Weltkrieg aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zeitweise enteignet, erhielt aber seinen gesamten Besitz noch vor seinem Tod zurück Hans Grade stirbt am 22.Oktober 1946.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Grade