Fahnenmonument, 1974
Neben zahlreichen Plastiken anderer Künstler entstand 1974 zum 25. Gründungstag der DDR beim Bau der Elbuferpromenade, die damals "Promenade der Völkerfreundschaft" hieß, auch die Großplastik "Fahnenmonument" von Joachim Sendler (1934-2005). Sie gehört heute zu den wenigen Großplastiken in der Stadt Magdeburg und setzt als bekannteste Arbeit des Bildhauers einen wesentlichen gestalterischen Akzent im Verlauf der Elbuferpromenade, insbesondere durch ihre Höhe von 12 Metern. Das ursprünglich vom Künstler mit "Völkerfreundschaft" betitelte Kunstwerk wurde oft auch, angeregt durch seine geschwungene, einfache Form als Spirale bezeichnet. Die formalen Parallelen zur Fahne sind nur bedingt herstellbar. Im November 2004 sagte Joachim Sendler gegenüber der "Magdeburger Volksstimme", dass er eine "aufwärts strebende Bewegung" darstellen wollte.
Über den Künstler
Joachim Sendler ist Bildhauer und Hochschullehrer (geb. 11. 09. 1934 in Egeln, gest. 17. 01. 2005 in Magdeburg).
Sendler wurde als viertes Kind von Max und Elsbeth Sendler. geboren. Er besuchte die Grund- und Oberschule in seiner Heimatstadt Egeln und legte dort 1953 das Abitur ab. Im gleichen Jahr nahm er das Studium der Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden auf. Seine Lehrer waren Professor Walter Arnold, Hans Steger und Gerd Jaeger. Sendler beendete sein Studium 1958 mit dem Diplom. Seine Diplomarbeit Schreitende wurde anschließend in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Ravensbrück im Zusammenhang mit einer Figurengruppe von Will Lammert aufgestellt. 1958 heiratete er in Dresden die Apothekerin Renate Berthold. Die Kinder Frank-Michael und Aenne-Ulrike wurden in Dresden geboren, die jüngste Tochter Susanne-Annette in Magdeburg. Beide Töchter sind in einem künstlerischen Beruf tätig.
Nach dem Abschluss seiner Studien siedelte Sendler sich als freischaffender Künstler in Magdeburg an. Er war seit 1961 Mitglied des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands (VBKD) und in den Jahren 1964-66 dessen Vorsitzender. In Magdeburg selbst und in Städten der Umgebung gibt es Zeugnisse seines umfangreichen Schaffens, das sowohl Großplastiken für den öffentlichen Raum als auch Kleinplastiken und Zeichnungen umfasst. Für das Magdeburger Stadtbild prägend ist die zwölf Meter hohe, aufstrebende Betonplastik von 1974 an der Elbuferpromenade, der nach dem Willen der Stadt und Partei eine kämpferische Figurengruppe am Sockel hinzugefügt werden sollte. Sendler konnte sich dem jedoch mit Erfolg widersetzen und seiner Intention folgen, die abstrakte, in die Höhe strebende Form in Beziehung zur die Elbe überquerenden Strombrücke zu setzen.
Frühe Arbeiten von Sendler sind dem Gedenken an den antifaschistischen Kampf gewidmet (Gedenkstätte Ravensbrück, Gedenkstätte Gardelegen / Isenschnibbe und Schloss Dornburg). Während die Plastiken in Ravensbrück (entstanden 1958) und Gardelegen (entstanden 1971) in die neue Ausstellungsgestaltung einbezogen wurden, konnte die Figurengruppe in der Gedenkstätte Schloss Dornburg (entstanden 1961) infolge des mehrmaligen Wechsels des Schlosseigentümers nicht gerettet werden.
Spätere Werke für den öffentlichen Raum sind oft Darstellungen von jungen Menschen, Sportlern und Familienszenen für Schulen in Magdeburg und Städten der Umgebung wie auch Tierplastiken und Brunnenfiguren. Sendler hat mit verschiedenen Materialien gearbeitet: Bronze, Beton, Kunststein, Metall und Sandstein. Letzteres Material verwendete er verstärkt seit den regelmäßig stattfindenden Bildhauer-Symposien im Ummendorfer Sandsteinbruch, zu dessen Initiatoren er 1975 gehörte. Aus diesem Material entstanden eine Reihe von Brunnengestaltungen in oft humorvoller Weise (z.B. Hahnentritt in Wanzleben).
Einige Plastiken wurden von dem Magdeburger Maler Wolfgang Policek farbig gestaltet. Sendler fühlte sich in seinem künstlerischen Schaffen zur Kunst der klassischen Antike hingezogen, wie schon sein Mädchenkopf von 1981 bezeugt. Reisen nach Rom (1984), Italien (1993), Griechenland (1994) und Südfrankreich (1995) wurden später zu prägenden Erlebnissen, die sich in einigen seiner Werke widerspiegeln: eine Frauenfigur, geschaffen für den Eingangsbereich des Krankenhauses Olvenstedt im Kontext einer Glasgestaltung von Reginald Richter (1988), die im Zusammenhang mit Umbauarbeiten als gestohlen betrachtet werden muss, sowie eine für einen Hauseingang in der Magdeburger Liebigstraße entstandene Frauenfigur im antiken Stil (1992), die sich in Privatbesitz befindet.
Neben seiner künstlerischen Arbeit wirkte Sendler in vielfältiger Weise künstlerisch-pädagogisch, zunächst als Zirkelleiter im Bildnerischen Volksschaffen, später unterrichtete er das Fach Freihandzeichnen an der Technischen Hochschule Magdeburg und wirkte in der Lehrerausbildung am Institut für Lehrerbildung Magdeburg. An der 1991 gegründeten Fachhochschule Magdeburg-Stendal unterrichtete er bis zu seinem Ruhestand 1999 in den Fächern Plastisches Gestalten sowie Bau- und Kunstgeschichte. Sendler nahm an zahlreichen Ausstellungen teil und erhielt 1970 den Erich-Weinert-Preis der Stadt Magdeburg.
WERKE (AUSWAHL)
: Plastikgruppe Eisenbahner, Bronze 1958 (Maybachstraße Magdeburg)
: Stehender Jüngling, Bronze 1961 (Nordpark Magdeburg)Akrobatengruppe, Bronze 1965/66 (Elbuferpromenade Magdeburg)
: Taubengruppe, Aluguss 1966 (Dr. Karl Hermann-Gymnasium Schönebeck)
: Vater und Sohn, Bronze 1966 (Dr.-Carl-Hermann-Gymnasium Schönebeck)
: Erich Weinert, Bronze 1966/67 (Hof des Volksbades Buckau Magdeburg)
: Badende, Bronze 1966/67 (Kinderklinik des Uniklinikums Magdeburg)
: Brunnen, Edelstahl 1969 (Sebastiankirche Magdeburg, Verbleib unbekannt)
: Ikarus, Bronze 1972 (Albert-Einstein-Schule Burg)
: Hockende, Ummendorfer Sandstein 1975 (Stadtpark Magdeburg)
: Betonplastik Fahnenmonument 1974 (Elbuferpromenade Magdeburg)
: Fahnenmonument, Beton und Silikatfarbe 1975 (Salvador-Allende-Schule Schönebeck)
: Vogelbaum, Beton und Silikatfarbe 1978 (Zerbster Ganztagsschule Ciervisti)
: Sportler, Polyesterbeton 1979 (Sportgymnasium Magdeburg); Hahn, farbiger Beton 1979 (Gymnasium Egeln)
: Griechischer Kopf, Ummendorfer Sandstein 1981 (Privatbesitz Magdeburg)
: Brunnenfigurengruppe Es hat ein Bauer/ Die schöne Müllerin, Beton 1984 (Museum Genthin)
: Brunnen Wasserjette, Kunststein 1984 (Zerbst)
: Osterleuchter, ca. 1985 (Thomas-Kirche Pretzin); Brunnen Hahnentritt, Sandstein 1985 (Boulevard Wanzleben)
: Plastikgruppe Tiere der Heimat, Kunststein 1985 (Grundschule Mieste)
: Brunnen Entenbrunnen, Sandstein 1986 (Blumenberg)
: Sitzendes Wildschwein, Bronze 1987 (Hof der Kinderstomatologie Stendal)
: Weibliche Figur, Gips 1992 (Magdeburg, Privatbesitz)
(Quelle: lexikon.magdeburgica.de)