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Magdeburger Halbkugeln

Thomas Virnich

Entstehungsjahr: 2002

Material: Bronze, Edelstahl, Beton

Standort: Ratswaageplatz

Thomas Virnichs Großplastik „Magdeburger Halbkugeln“ kam 2002 anlässlich des 400. Geburtstages Guerickes als Geschenk von Magdeburger Betrieben und Privatpersonen an die Stadt und steht demonstrativ quer am Breiten Weg auf dem Ratswaageplatz. Schon in der Wettbewerbsphase, in der auch die Magdeburger um ihre Meinung gefragt waren, gab es rege Diskussionen. Auch nach der Entscheidung der Jury hörten die Fragen nicht auf. Jetzt betrafen sie die Deutbarkeit der Arbeit Virnichs. Dass es „die Bedeutung von Erfindergeist und Unternehmertum für den Fortschritt einer Region und für das Wohlergehen ihrer Menschen aufzeigen“ will, wie der Initiator des Projekts meinte, erinnert, salopp gesagt, etwas an gewisse Direktiven. Thomas Virnich selbst äußerte sich zurückhaltender. Vor allem der in diesem Zusammenhang von ihm gemachte Hinweis auf die Ambivalenz, die dem menschlichen Forscherdrang grundsätzlich eigen sei, baut eine Brücke zu seinem eigenen Selbstverständnis als Künstler, zum „Schöpferisch-Zerstörerischen“, das er in seinem Werk erkennt. […] Auf diese Weise, so scheint es, ist er auch mit dem Magdeburger Halbkugelversuch umgegangen. Er hat ihn nicht erinnernd reproduziert, sondern frei als metaphorischen Hintergrund genutzt. Gegen einen Grund gestemmt, der sicher nicht zufällig an die (Erd)-Kugel erinnert, die zugleich - miniaturisiert als Halbkugel-Paar zwischen angespannten Seilen - über ihm hängt, versuchen zwei Männer (Anzugträger) mit den Pferden, auf denen sie sitzen, die (Magdeburger) Kugel zwischen ihnen auseinanderzureißen. In Anbetracht der Kraftanstrengung, die sich ablesen lässt, scheint das wenig Erfolg versprechend. Die grundsätzliche Idee Virnichs bestand darin, diesen sehr zeitgenössisch wirkenden Halbkugelversuch auch von innen zeigen zu wollen. Man sieht, dass sowohl der Segmentboden als auch die Figuren der Pferdehälften mit groben Stahlverstrebungen gestützt sind, damit sie ihre Stabilität und Form bewahren. Erst bei näherem Abgleich wird man bemerken, dass es sich bei den Hälften der vermeintlichen Pferd-Reiter-Paare um die Hälften nur eines Paares handelt, die sich da gegeneinander stemmen. (N. Eisold)