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Willi Willmann wird zum Kaiser Otto
Seit fast 20 Jahren wird Willi Willmann zu Otto dem Großen. Der erste Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen erklärte Magdeburg einst zu seiner Lieblingspfalz und ließ hier vor 1.000 Jahren eine prächtige Metropole entstehen. Gut zweimal im Monat wirft sich heute der Magdeburger Gästeführer Willi Willmann zu abendlichen Kostümführungen in seinen Kaiser Otto-Umhang. Zu besonderen Veranstaltungen wie Messen und Festen kommt das edle Kostüm mit der Perlen besetzten Krone zum Einsatz. Wie lebt es sich eigentlich als Kaiser Otto? Und wie wichtig war der Herrscher wirklich für Magdeburg? Wir haben mit Willi Willmann gesprochen.
Willi Willmann als Kaiser Otto
Willi Willmann als Kaiser Otto ©Candy Szangel (1)
Willi Willmann als Kaiser Otto ©Candy Szangel (2)
Willi Willmann als Kaiser Otto ©Candy Szangel (3)
Willi Willmann als Kaiser Otto

Wichtigste Frage: Wie kamen Sie überhaupt zu Ihrer Kaiser Otto-Rolle?

Willi Willmann: Es muss 2002 gewesen sein, als in der Magdeburger Tourist Information die Idee zu den Kostümführungen entstand. Meine Frau hat damals dort gearbeitet und ich wollte vorbeischauen, um die neu bestellten Kostüme unter die Lupe zu nehmen. Ich probierte die verschiedenen Varianten an und alle waren zu eng oder zu kurz. Da ich ziemlich groß bin, passte mir nur das Kostüm von Otto dem Großen. Es hat mir sofort gefallen und der Kaiser war mir schon immer sympathisch.

Und von da an sind Sie als Kaiser in und für Magdeburg unterwegs. Was bedeutet das für Sie?

Heute habe ich die Rolle so sehr verinnerlicht, dass ich bei regulären Stadtführungen sogar darauf achten muss, dass ich nicht als „ich“ rede, wenn es um Kaiser Otto geht. Bei den Kostümführungen spreche ich komplett aus der Perspektive Ottos und erzähle von meinem Weg nach Magdeburg. In meiner Stadtführung lasse ich Otto heute von oben auf Magdeburg schauen. So kann ich Vergangenheit und Zukunft wunderbar verflechten. Man könnte also sagen, ich bin sowohl in meine Rolle als auch das Kostüm komplett hineingewachsen.

Apropos Kostüm: Sind der Umhang und die Krone schwer zu tragen?

Den großen, edlen Umhang trage ich extra nur zu besonderen Anlässen. Die große Krone ist mit Steinen und Perlen besetzt. Sie ist kompliziert zu transportieren. Aber sobald ich in dem Gewand stecke, findet das großen Anklang. Viele suchen mit mir das Gespräch und wollen wissen, wer ich bin. Ein Großteil hat noch nie etwas von Kaiser Otto gehört und ist begeistert, wenn ich von seinem Schaffen schwärme. Während der vielen Kostüm-Stadtführungen trage ich mein Alltagskostüm mit dem leichten Umhang und der simpleren Krone. Das kann ich besser verstauen und mich auch schnell mal in der Stadt umziehen.

Mitten in der Stadt umziehen? Wie kann ich mir das vorstellen?

Ich suche mir möglichst entlegene Orte wie zum Beispiel den Domgarten. Wenn es mal schnell gehen muss, habe ich allerdings auch schon für einen Stau an der Straßenbahnhaltestelle gesorgt. Alle wollten sehen, was ich mir dort überwerfe. Auch meine Frau hat mit dem Kostüm schon jede Menge erlebt. Als bei der Reinigung mal alle Glasperlen abgefallen waren und schon am nächsten Tag wieder eine Führung anstand, hat sie die ganze Stadt nach bunten Glasperlen abgesucht und sie in der Nacht neu angenäht.

Das klingt nach einer besonderen Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Kostüm. Was war denn an Kaiser Otto selbst eigentlich so besonders?

Er hat von hier aus Europa gegründet und war eigentlich der Erste, der den europäischen Gedanken überhaupt verfolgt hat. Kaiser Otto machte Magdeburg damit zur drittwichtigsten Metropole der damaligen Zeit. Das Erzbistum Magdeburg wurde dank ihm in einem Atemzug mit Rom und Konstantinopel genannt.