Menahem Pressler
Pressler wurde als ältester Sohn des Kaufmanns Moritz Pressler und dessen Ehefrau Judith geb. Zauderer geboren. Seine Eltern, beide jüdischen Glaubens, und weitere Verwandte waren aus Galizien eingewandert. Der Vater betrieb in der Magdeburger Altstadt, in der Buttergasse, ein Bekleidungsgeschäft. Während der Pogromnacht im November 1938 wurde es zertrümmert; der Vater war gerade verreist und entging somit der Festnahme. Aufgrund der Judenverfolgung während der Nazizeit sahen sich die Eltern gezwungen, zusammen mit ihren drei Kindern Deutschland zu verlassen. Das gelang im Mai 1939. Die Familie wanderte über Triest nach Palästina aus. Dort und später in den USA erhielt Pressler professionellen Unterricht bei namhaften Pianisten. In späteren Interviews erinnerte er sich dankbar auch seines Magdeburger Klavierlehrers, des Organisten an der Ambrosiuskirche in Sudenburg und an der Synagoge Edmund Kitzel (1880-1944).
Presslers künstlerische Laufbahn begann mit dem Gewinn des ersten Preises des Internationalen Debussy-Klavierwettbewerbes in San Francisco im Jahre 1946. Nach dem glanzvollen Debüt mit dem Philadelphia Orchestra folgten Solo-Auftritte mit großen amerikanischen und europäischen Orchestern. Tourneen führten ihn in alle Welt. 1955 erhielt er eine Professur in Bloomington/ Indiana. In jenem Jahr gründete er das bald darauf weltberühmte Beaux Arts Trio, dessen Auftritte Pressler nun auch den Ruf eines der angesehensten Kammermusiker seiner Zeit einbrachte. Das Trio gastierte in allen Musikzentren der Welt.
2001 gab es ein Konzert in Magdeburg. Mit dem Beaux Arts Trio, das bis 2008 bestand, spielte Pressler in über 50 Schallplattenaufnahmen nahezu das gesamte Repertoire für Klavier-Kammermusik ein. Daneben hat er mehr als 30 Solo-Aufnahmen mit Werken von Johann Sebastian Bach (1685-1750) bis Paul Ben-Haim (1897-1984) zusammengestellt. Noch im hohen Alter ist Pressler Professor an der Indiana University Music School. Er betätigt sich weiterhin als Solist. Er erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und andere hohe Auszeichnungen.
2005 überreichte der damalige Bundespräsident Horst Köhler (geb. 1943) ihm in Magdeburg das Bundesverdienstkreuz. Seine Geburtsstadt verlieh ihm am 22. November 2009 die Ehrenbürgerwürde. Damals gab er im Opernhaus ein Solokonzert und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Zuletzt gastierte er im ausverkauften Opernhaus seiner Geburtsstadt am 6. und 7. Oktober 2011.
Maren Ballerstedt