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Werner Fritze

geb. 23. Dezember 1836 in Magdeburg

gest. 10. März 1925 in Magdeburg,

Kaufmann, Königlicher Kommerzienrat

F. wurde als einziger Sohn des Kaufmanns Friedrich Wilhelm Nicolaus Fritze (gest. 1871) geboren. Er besuchte das Domgymnasium seiner Heimatstadt und trat im Frühjahr 1853 in das Produktengeschäft Riemann & Bookmann in die Lehre. Nach vierjähriger Lehrzeit erhielt er eine Stelle im Fettwaren- und Heringsgeschäft Francke & Sprung in Harburg/ Elbe. Dann arbeitete er in Magdeburg im väterlichen Geschäft „Friedrich Fritze & Sohn“ auf dem Breiten Weg 71/72, sammelte eineinhalb Jahre Erfahrungen im Kolonialwarengeschäft von Friedrich Sternberg, um anschließend als Reisender wieder für das väterliche Geschäft tätig zu werden. Es handelte sich um einen Kolonialwaren, Zucker- und Sämereihandel. 1866 heiratete F. Helene Aßmann, eine Tochter des Lederfabrikanten Adolf Aßmann. Am 1. Januar 1867 übernahm er die väterlich Firma, die 1897 ihr 150-jähriges Geschäftsjubiläum feiern konnte. Gut ein Jahr nach der Geschäftsübernahme wurde F. Mitglied der Korporation der Kaufmannschaft. Ende 1879 wurde er in das Ältestenkollegium dieser Korporation, der späteren Handelskammer, gewählt.

1886 brannte sein Wohnhaus am Breiten Weg 71, das er gerade drei Jahre zuvor umfassend hatte umbauen lassen, teilweise ab. Daraufhin errichtete er einen Neubau, der im Frühjahr 1888 bezogen werden konnte. Den Komplex Breiter Weg 71/72 besaß die Familie Fritze vom 18. Jahrhundert an bis zur Zerstörung 1945.

Vom 1. Januar 1881 bis 31. Dezember 1906 gehörte F. der Stadtverordnetenversammlung an, von 1887 bis Mai 1893 als deren stellvertretender Vorsteher, dann als Vorsteher. Zudem übte er das Amt des Vorsitzenden des Schiedsgerichts für den Handel mit Getreide, Ölsaaten, Hülsenfrüchten etc. und des Börsenkommissars aus. Im Transportwesen trat u. a. für Verbesserung der Güterabfertigung und der Frachtbedingungen bei der Kettenschifffahrt ein. Seit 1907 war er Mitglied des Aufsichtsrates der Magdeburger Lebensversicherungs-Gesellschaft. Über vier Jahrzehnte gehörte er dem Vorstand des Vereins Creditreform e. V. an. Außerdem betätigte er sich seit 1871 als Mitglied des Gemeindekirchenrats von St. Katharinen und seit 1871 als Mitglied der Armendirektion. Seine sozialpolitische Tätigkeit unterstreicht auch seine Präsenz im Vorstand des Hospitals St. Georgii.

F. war Träger des Kronen- und des Roten Adlerordens IV. Klasse. Am 23. Februar 1899 wurde er zum Königlichen Kommerzienrat ernannt. Anlässlich seines Ausscheidens aus der Stadtverordnetenversammlung und seines 70. Geburtstages ehrte ihn seine Heimatstadt mit dem Ehrenbürgerrecht.

Behrend, Martin (Hg.): Magdeburger Großkaufleute, Magdeburg 1906; Ehrenbürger der Stadt Magdeburg, bearb. vom Stadtarchiv Magdeburg, hg. von der Landeshauptstadt Magdeburg, Magdeburg 1994; Skirlo, Guido: Der Breite Weg – ein verlorenes Stadtbild, hg. vom Stadtplanungsamt Magdeburg in Zusammenarbeit mit Stadtarchiv Magdeburg, Magdeburger Museen, AQB, Magdeburg 2005 ( = „Weiße Reihe“, Nr. 69/2005); Stadtarchiv Magdeburg, Rep. A II B 27 spec. 5 Bd. 2.


Maren Ballerstedt