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Erich Weinert

 
Erich Weinert  Weinert, Erich Bernhard Gustav

geb. 04. August 1890 in Magdeburg
gest. 20. April 1953 in Berlin

Lyriker, Satiriker, Essayist
 

Erich Weinert
W. wurde 1890 als Sohn des Ingenieurs Paul W. (1854-1931) und seiner Ehefrau Johanna geb. Winterstein geboren. Sein Geburtshaus in der Thiemstraße 7 (heute Literaturhaus Magdeburg) lag in dem Industrie- und Arbeiterviertel Buckau. Sein Vater war ein Anhänger der aufstrebenden Sozialdemokratie und so wurde W.s Erziehung von den sozialdemokratischen Ideen des ausgehenden 19. Jahrhunderts beeinflusst.

W. besuchte von 1896 bis 1905 die Knabenbürgerschule in Buckau und begann eine Lehre als Lokomobilbauer in der Firma R. Wolf, in der auch sein Vater beschäftigt war. Mit dem Übergang von der Schul- zur Lehrzeit erhielt W. die Jugendweihe. Schon frühzeitig widmete er sich den Künsten – der Literatur und der bildenden Kunst - und besuchte nach seiner Lehre von 1908 bis 1910 die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg. In diese Zeit fiel auch der Umzug der Familie W. von Buckau in die Gartenstadt Hopfengarten. Für dieses Wohnprojekt entwarf und illustrierte W. 1910 eine Werbeschrift. Der erste Weltkrieg unterbrach zunächst seine künstlerische Entwicklung. Die Zeit an der Front prägte sein antimilitaristisches Weltbild, so dass er sich nach seiner Rückkehr in der expressionistischen Künstlervereinigung „Die Kugel“ engagierte und 1919/1920 gemeinsam mit Bruno Beye (1895-1976), Wilhelm Höpfner (1899-1968), Max Dungert (1896-1945) u. a. die gleichnamige Zeitschrift herausgab. Darin veröffentlichte er seine ersten Texte.

Mit seiner Frau Irma geb. König (1898-1925) lebte er bei seinen Eltern in der Gartenstadt Hopfengarten in der Hopfenbreite 29, einem Haus, das heute noch existiert. Dort wurde auch seine Tochter Marianne (1921-2005) geboren. 1921 erhielt er ein Engagement am Leipziger Kabarett „Retorte“. Mit den Mitteln der Satire und des Sprechgedichtes engagierte sich W. in den Auseinandersetzungen dieser Zeit und veröffentlichte seine Texte im „Simplicissimus“, „Lachen Links“ und in der „Roten Fahne“. Bereits 1931 erhielt W. Sprech- und Auftrittsverbot und musste mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten Deutschland verlassen.

Aus dem Sprechdichter W. wurde fern der Heimat der Balladendichter, der nach den Exilstationen in der Schweiz, in Frankreich und dem Saargebiet 1935 in der Sowjetunion Aufnahme fand. Hier traf er auf viele deutsche Emigranten - Schriftsteller und Künstler, Kommunisten und Sozialdemokraten. Nach Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg in den Reihen der Internationalen Brigaden kehrte er 1939 in die Sowjetunion zurück und wurde mit den Schicksalen der von Josef Stalin (1878-1953) verbannten Künstler konfrontiert. Mit seinen Mitteln versuchte er einige Künstler zu unterstützen, so den Vagabundendichter Gregor Gog (1891-1945), vor allem aber Heinrich Vogeler (1872-1942). Der Künstler und Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede wurde nach Kasachstan verbannt und verstarb dort unerkannt und ohne Würdigung. W. gab später (1952) posthum dessen Tagebuchaufzeichnungen heraus. W.s Gedichte aber zeugen vielfach davon, dass er nicht frei vom Stalinkult seiner Zeit war.

An der Front von Stalingrad trat W. 1942/43  mit seinen Gedichten ans Mikrofon und veröffentliche später Flugblätter, die als Passierscheine über den Schützengräben abgeworfen wurden und zur schnellen Beendigung der Kriegshandlungen aufriefen. Nach der Kapitulation der deutschen Truppen bei Stalingrad wurde im Sommer 1943 das Nationalkomitee Freies Deutschland gegründet und W. zu seinem Präsidenten gewählt. Diese Aufgabe beanspruchte ihn bis zu seiner Rückkehr 1946 nach Deutschland. 1949 erhielt W. den Nationalpreis für Kunst und Literatur und wurde im August 1950 zum Ehrenbürger der Stadt Magdeburg ernannt. In den 50er Jahren pflegte W., der in Berlin lebte, vielfältige Kontakte zu seinen Freunden aus der Magdeburger Zeit, vor allem an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule – Oskar Schönberg (1892-1971), Bruno Beye (1895-1976) , Wilhelm Höpfner (1899-1968), Maximilian Rosenberg (1885-1969), Fritz Günther, Otto Franz Kutscher u. a. 1969 wurde am Breiten Weg das Weinert-Denkmal von Joachim Sendler (1934-2005) eingeweiht. Heute kann man dieses Denkmal auf dem Hof seines Geburtshauses, in unmittelbarer Nachbarschaft zur ehemaligen Knabenbürgerschule Buckau, besichtigen. Das Literaturhaus beherbergt zahlreiche Zeugnisse aus dem Leben und Schaffen W.s, auch oben genannte Dokumente, Zeichnungen etc.

Preuß, Werner: Erich Weinert. Sein Leben und Werk, Bildbiografie, Berlin 1970; Heinrich, Guido/Schandera, Gunter (Hg.): Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert, Magdeburg 2002; Genauso hat es damals angefangen. Ein Erich-Weinert-Lesebuch, Literaturbüro Magdeburg, Halle 2002.

                                                                                                                                                                                                                    Ute Berger, Literaturhaus Magdeburg